Geothermieanlage Grünwald
In Deutschland sind mittlerweile 42 Geothermieanlagen in Betrieb.

Die tiefe Geothermie ist ihren Kinderschuhen längst entwachsen. In ganz Deutschland sind mittlerweile 42 Geothermieanlagen in Betrieb, sie verfügen über eine installierte Wärmeleistung von rund 350 Megawatt (MWth). Hinzu kommt eine elektrische Leistung von 47 Megawatt (MWel).

Im Jahr 2020 produzierten Geothermieanlagen in Deutschland laut www.statista.de 217 Gigawattstunden klimafreundlichen Strom; das entspricht dem Verbrauch von 86.800 Haushalten (2.500 kWh Strom pro Jahr). Noch beeindruckender ist die Wärmeerzeugung: 1.076 Gigawattstunden Wärme (269.000 Haushalte mit 4.000 kWh Wärme pro Jahr) speisten Geothermieanlagen 2020 in die lokalen Versorgungsnetze ein.

Garching an der Alz

HOTSPOT BAYERN

Zu den geologisch besonders für die Nutzung der Tiefengeothermie geeigneten Regionen gehört das Bayerische Molassebecken. In den zerklüfteten Kalksteinformationen des sogenannten Oberjuras ist heißes Tiefenwasser gespeichert. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass es sich unter den kalten klimatischen Bedingungen der letzten Eiszeit vor 20.000 bis 10.000 Jahren gebildet hat und in die Oberjura Kalksteine eingeflossen ist. Diese geologische Schicht taucht von der schwäbisch-fränkischen Alb im Norden nach Süden bis unter die Alpen ab.

Die wasserführenden Schichten liegen demnach in südlicher Richtung immer tiefer und so nimmt die Temperatur im Reservoir des Oberjuras nach Süden hin immer weiter zu. Die tiefste Bohrung in Bayern ist in Holzkirchen und erschließt in 5.079 Meter Tiefe eine Temperatur von 155 °C. Aktuell sind in Bayern 24 Anlagen in Betrieb. 82 Prozent der elektrischen Leistung und sogar 96 Prozent der thermischen Leistung aller Geothermieanlagen Deutschlands sind hier installiert.

Von den oberbayerischen Anlagen produzieren

  • 15 ausschließlich Wärme, maximale Temperatur bis 123 °C,
  • 2 Strom (Wärmeauskopplung in Planung), maximale Temperatur bis 141 °C und   
  • 7 Wärme und Strom, maximale Temperatur bis 155 °C.

HOTSPOT OBERRHEINGRABEN

Auch wenn im Oberrheingraben noch nicht so viele Geothermieanlagen in Betrieb sind wie in Bayern, ist das Potenzial durchaus vorhanden. Geologisch ist die Region exzellent für die Nutzung der Tiefengeothermie geeignet, weist sie doch sehr hohe Temperaturen in der Tiefe auf.

Aktuell produzieren auf deutscher Seite zwei Anlagen ausschließlich Strom (Insheim und Landau, beide in der Pfalz) und eine Strom und Wärme (Bruchsal, Baden-Württemberg). Auf der französischen Seite des Oberrheingrabens erzeugt das Geothermiekraftwerk Soultz-sous-forêts Strom und die Anlage in Rittershoffen gewinnt Wärme aus der Tiefe, v. a. für die Stärkefabrik der Firma Roquette. Am südlichen Ende des Oberrheingrabens liegt die Geothermieanlage im schweizerischen Riehen, die schon seit 1994 das örtliche Wärmenetz versorgt.

Geothermiekraftwerk Insheim